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Illycafé Blog – Kaffeeanekdoten vom Feinsten

Illycafe_Kaffee_Tasse

Einst verpönt und untersagt

Lange mussten die Schweizer warten, bis endlich die Kaffee-Welle unser Land erfasste. Am Anfang noch verpönt und verboten, doch bald schon begehrt und verehrt. Rasch bekam der Kaffee sogar eine politische Bedeutung.

Ein schwarzes Getränk erobert die Welt

Wären die Türken im 16. Jahrhundert nicht so kriegerisch unterwegs gewesen, würden wir heute noch lange auf unseren geliebten Kaffee warten. Denn es waren die Osmanen, die den schwarzen Trunk in sämtliche Ecken ihres weitverzweigten Reiches brachten. Das erste Kaffeehaus wurde 1154 in Konstantinopel eröffnet. Es war ein gemütlicher Ort, in dem die Gäste sich trafen und unterhalten wurden.

Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts florierte der Handel mit den Bohnen. London, Venedig, Hamburg und andere Hafenstädte wurden fleissig beliefert. Kaffee entwickelte sich rasch zu einem begehrten Getränk der gehobenen Gesellschaft. Venedig, Paris, die holländischen Städte und vor allem Wien wurden zu den Hochburgen der Kaffeekultur. Und in der Schweiz?

In der Schweiz herrscht zuerst heftige Opposition

Es musste noch einige Zeit vergehen, bis die Schweizer Kaffee kosten konnten. Nicht überall war man dem schwarzen Getränk wohlgesinnt. In Basel liessen die Behörden 1769 Kaffee unter Androhung einer Geldstrafe sogar verbieten. Und der Zürcher Rat untersagte das Kaffeeausschenken bei Zunftessen und öffentlichen Festen1 und forderte horrende Preise. Es hiess, das Gebräu untergrabe die Gesundheit und verwirre den Geist.

Die anfängliche Opposition konnte jedoch nicht verhindern, dass auch in der Schweiz Kaffee immer populärer wurde und Kaffeehäuser aus dem Boden sprossen. 1804 wurde mit dem Café Littéraire im Roten Turm das erste öffentliche Kaffeehaus Zürichs gegründet. 1848 waren es bereits 17 Kaffeehäuser. Im Gegensatz zu Weinstuben galten diese als kultiviert. Hier traf sich die Oberschicht mit Gleichgesinnten. Man diskutierte öffentlich oder debattierte hitzig über Tagesfragen. Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Zürcher Kaffeehäuser sogar als politische Gesinnungshäuser oder „Parteizentralen“ bekannt2. Der Kaffee bekam eine politische Bedeutung. Das Café du Commerce (zur Saffran) war zum Beispiel der Treffpunkt der Konservativen, während sich die Liberal-Radikalen im Café Littéraire am Weinplatz trafen.

Foto: Café du Commerce (im Zunfthaus zur Saffran) am Limmatquai 54 in Zürich Foto 1885, Quelle: Seite 192 Müller, Zürcher Kaffeehauskultur in Silvia Müller, „In Zurich it is all work and no Play“: Zürcher Kaffeehauskultur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Genuss und Nüchternheit, Geschichte des Kaffees in der Schweiz vom 18.Jahrhundert bis zur Gegenwart.

 

Auf den Spuren der Zürcher Kaffeehäuser

Um 1900 war die Limmatstadt sogar bekannt für ihre zahlreichen Kaffeehäuser und musste den Vergleich mit Paris oder Wien nicht scheuen. Was ist heute von diesen illustren Lokalen geblieben? Das Café Henrici, das Café Littéraire, das Cabaret Voltaire, die Confiserie Sprüngli oder das Grand Café Odeon, um nur einige zu nennen. Viele Lokale gibt es leider nicht mehr, einige Gebäude haben eine neue Funktion erhalten. Und wiederum andere florieren heute zum Glück immer noch. Kunsthistorikerin Yvonne Höfliger entführt Interessierte gerne auf eine spannende Stadttour zum Thema Kaffee. Sie vermittelt gekonnt Wissenswertes zum Thema Kaffee und Zürcher Kaffeekultur. Leider finden zurzeit die Stadtrundgänge aufgrund der Corona-Schutzmassnahmen nicht statt. Die historischen Kaffeehäuser bleiben jedoch offen und erfreuen sich neuer trendiger Konkurrenz. Kaffeemässig tut sich was in Zürich. Ein Besuch lohnt sich also allemal.

Foto: Café du Commerce Innenansicht, (im Zunfthaus zur Saffran) am Limmatquai 54 in Zürich Foto 1885, Quelle: Seite 193 Müller, Zürcher Kaffeehauskultur in Silvia Müller, „In Zurich it is all work and no Play“: Zürcher Kaffeehauskultur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Genuss und Nüchternheit, Geschichte des Kaffees in der Schweiz vom 18.Jahrhundert bis zur Gegenwart.

 

Quellen:

  • Lucas Rosenblatt, Judith Meyer, Edith Beckmann: Kaffee: Geschichte, Anbau, Veredelung, Rezepte, 2. Auflage 2003, S. 24. Opposition und Kaffeekantate
  • Roman Rossfeld: Genuss und Nüchternheit, Geschichte des Kaffees in der Schweiz vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, S. 194 Kaffee „Puscht auf“: Zürcher Kaffees als politische Gesinnungshäuser, Silvia Müller,„In Zurich it is all work and no play“: Zürcher Kaffeehauskultur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts